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WN-Artikel: Gestaltung statt Verwahrung

Mittwoch, 09.02.2022, 19:11 Uhr von Joke Brockerund

Einen regelrechten Ansturm auf das 13+Programm, hinter dem sich eine qualifizierte Nachmittagsbetreuung der Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7 verbirgt, verzeichnen in diesem Schuljahr am Hannah-Arendt-Gymnasium Florian Hölzl und Tobias Müller. Beide verantworten das Programm, das aus den Blöcken Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, AG- oder Förderprogramm besteht. 

Unter der Regie von Mensa-Küchenchef Frank Waldmann lernen die Teilnehmer der AG „Kochen und Ernährung“, wie man gesunde kleine Mahlzeiten zubereitet.Tobias Müller und Erprobungsstufenkoordinator Florian Hölzl (v. l.) verantworten das 13+Programm im Hannah-Arendt-Gymnasium. Foto: Joke Brocker 

In den frühen 1980er-Jahren erkannte man Kinder berufstätiger Eltern nicht selten an einem Schlüssel, den sie um den Hals trugen. Kamen sie aus der Schule nach Hause, wärmten sie – im besten Fall – das vorgekochte Essen im Backofen auf und begaben sich danach an die Hausaufgaben – oder auch nicht. Schlüsselkinder waren damals, als es Vokabeln wie Übermittagsbetreuung oder Offenen Ganztag noch nicht gab, allerdings auch die Ausnahme. Anders als heute waren nur in wenigen Familien beide Elternteile berufstätig.  

Gut 40 Jahre später haben Schulen mit gebundenen oder offenen Ganztagsangeboten längst auf den gesellschaftlichen Wandel reagiert. Vermehrte Nachfragen der Eltern nach Betreuungsangeboten am Nachmittag führten im Schuljahr 2012/13 am Hannah-Arendt-Gymnasium zur Einführung eines Programms „Schule am Nachmittag“, das seither in jedem Schuljahr im Schnitt von 100 Kindern der Klassen 5 bis 7 in Anspruch genommen wurde.  

Im zweiten Corona-Jahr erfreut sich das unter dem Oberbegriff 13+ firmierende, vom Land bezuschusste Programm noch größerer Beliebtheit. In diesem Schuljahr nähmen etwa drei Viertel der Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 und 6 an mindestens einem Tag das offen und flexibel gestaltete Angebot für den Nachmittagsbereich in Anspruch, berichten Erprobungsstufenkoordinator Florian Hölzl und sein Kollege Tobias Müller, zuständig für die Koordination des Nachmittagsprogramms. Den Anstieg der Teilnehmerzahl von 100 auf gegenwärtig 170 erklären sie damit, dass den Kindern in den zurückliegenden Jahren viel entgangen sei und dass viele Eltern nach Lockdowns und Homeoffice-Phasen im Job wieder voll durchstarten müssen.  

„Anders als an Ganztagsschulen oder auch den OGS der Grundschulen können bei uns die Eltern und Kinder genau die Angebote auswählen, die sie benötigen oder interessieren und an genau den Tagen, an denen sie das wollen. Einige Kinder sind in jeder Woche an vier Tagen im Nachmittagsprogramm, andere kommen nur an einem Nachmittag“, berichtet Tobias Müller. 

„Mehr Kinder, das bedeutet mehr Programm, mehr AGs, mehr Betreuung, aber nicht mehr Geld vom Land“, bemerkt Florian Hölzl. Das Land stelle pro Schuljahr 23 200 Euro zur Verfügung, mit denen ausschließlich die Personalkosten, nicht die Materialkosten, bezahlt würden. Neben einigen Lehrern engagieren sich externe Partner, darunter der Reitverein Lengerich, und etwa 40 Mitarbeiter aus der Oberstufe, die sich besonders qualifiziert haben, beispielsweise ausgebildete Rettungsschwimmer oder Sporthelfer sind, und für ihren Einsatz „gar nicht so schlecht“ bezahlt werden, wie Hölzl findet, in der verlässlichen Nachmittagsbetreuung.  

Dass es dabei nicht um ein bloßes Verwahren der Kinder und Jugendlichen geht, die Lehrer vielmehr den Anspruch haben, der Betreuung einen pädagogischen Mehrwert zu verleihen und einen Beitrag zur schulischen und zur Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schützlinge zu leisten, beweist schon der Blick in ein ebenso umfangreiches wie ansprechendes „Veranstaltungsverzeichnis“. 

Neben Förderangeboten wie dem Lese-Rechtschreibtraining und den sehr gefragten Schwimmkursen für Nichtschwimmer gibt es diverse Spiel- und Freizeitangebote, darunter die Arbeit im Schulgarten, Ballsport, Theater, Zeichnen, Robotik, oder, in Kooperation mit dem Reitverein Lengerich, Reitunterricht. Im Kursus „Kochen und Ernährung“ vermittelt Mensa-Küchenchef Frank Waldmann den Mädchen und Jungen Küchen-Basics.  

Jeder Nachmittag sei klar strukturiert, verweisen Müller und Hölzl auf drei feste Blöcke. Dem gemeinsamen Mittagessen – das im Laufe des Vormittags in der Mensa bestellt wird – schließt sich eine 45-minütige Hausaufgabenbetreuung an. Danach beginnen die AG- und Förderprogramme.  

Ist eine Kursleitung verhindert, stehen die Kinder nicht etwa früher zu Hause auf der Matte. Es gebe in jedem Fall eine Vertretung, versichert Biologielehrer Florian Hölzl: „Dann wird eben mal mikroskopiert.“ Die Eltern könnten sich in jedem Fall darauf verlassen, dass ihre Kinder bis 15.45 Uhr betreut sind. 

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